Mein Haar

Als ich noch sehr klein war, gingen mein Vater und ich in der Migros einkaufen. Beim Anstehen an der Kasse fasste eine alte Frau hinter uns ungefragt in mein Haar. Mein Vater drehte sich wortlos zu ihr um und fasste auch in ihre Haare. Die Frau reagierte entsetzt und schreckte zurück: «Was machen Sie mit meinem Haar?!» In diesem Moment schien sie zu realisieren, dass das, was sie gemacht hatte, nicht anständig war.  

Ich wurde in der sechsten Klasse oft ausgeschlossen, weil ich anderes Haar als die anderen Kinder hatte. Es gab niemanden mit Locken. Oft wurde ich anders behandelt, auch von Lehrpersonen: Ich wurde gebeten, mein Haar zusammenzubinden, weil ich die Kinder vom Unterricht ablenken würde. Ich verstehe nicht, was an meinem Haar störend sein soll. Ich weiss nicht, ob es rassistisch war oder nicht, aber ich fühlte mich diskriminiert.  

Manchmal sagten mir die Kinder: «Geh zurück in dein Land.» Aber wie denn? Ich bin doch hier geboren! Was soll das?! Eine Freundin und ich waren die einzigen Kinder nicht-weisser Hautfarbe. Wenn ich mit Zöpfchen in die Schule ging, kamen Sprüche wie: «Ah, das ist ja so eine lustige Frisur, wie komisch!»
Für mich ist das kein Kompliment. Darf ich nicht mal so frei sein, mit Zöpfchen rauszugehen, ohne angemacht zu werden? Mein Vater wollte, dass ich in eine Schule gehe, wo Diversität normal ist. Also sind wir umgezogen. Als ich in die neue Schule kam, sah ich ein Mädchen, das ihr Haar offen trug, und ich dachte erleichtert: Ah wow, hier kann ich mein Haar auch offen tragen! Und ich merkte, wie Druck von mir abfiel. In der anderen Schule war es für mich täglich eine Entscheidung gewesen: Soll ich nun die Blicke in Kauf nehmen oder soll ich das Haar zusammenbinden?

Christina, Sekundarschülerin, 15 Jahre alt

Als ich noch sehr klein war, gingen mein Vater und ich in der Migros einkaufen. Beim Anstehen an der Kasse fasste eine alte Frau hinter uns ungefragt in mein Haar. Mein Vater drehte sich wortlos zu ihr um und fasste auch in ihre Haare. Die Frau reagierte entsetzt und schreckte zurück: «Was machen Sie mit meinem Haar?!» In diesem Moment schien sie zu realisieren, dass das, was sie gemacht hatte, nicht anständig war.  

Ich wurde in der sechsten Klasse oft ausgeschlossen, weil ich anderes Haar als die anderen Kinder hatte. Es gab niemanden mit Locken. Oft wurde ich anders behandelt, auch von Lehrpersonen: Ich wurde gebeten, mein Haar zusammenzubinden, weil ich die Kinder vom Unterricht ablenken würde. Ich verstehe nicht, was an meinem Haar störend sein soll. Ich weiss nicht, ob es rassistisch war oder nicht, aber ich fühlte mich diskriminiert.  

Manchmal sagten mir die Kinder: «Geh zurück in dein Land.» Aber wie denn? Ich bin doch hier geboren! Was soll das?! Eine Freundin und ich waren die einzigen Kinder nicht-weisser Hautfarbe. Wenn ich mit Zöpfchen in die Schule ging, kamen Sprüche wie: «Ah, das ist ja so eine lustige Frisur, wie komisch!»
Für mich ist das kein Kompliment. Darf ich nicht mal so frei sein, mit Zöpfchen rauszugehen, ohne angemacht zu werden? Mein Vater wollte, dass ich in eine Schule gehe, wo Diversität normal ist. Also sind wir umgezogen. Als ich in die neue Schule kam, sah ich ein Mädchen, das ihr Haar offen trug, und ich dachte erleichtert: Ah wow, hier kann ich mein Haar auch offen tragen! Und ich merkte, wie Druck von mir abfiel. In der anderen Schule war es für mich täglich eine Entscheidung gewesen: Soll ich nun die Blicke in Kauf nehmen oder soll ich das Haar zusammenbinden?

Christina, Sekundarschülerin, 15 Jahre alt

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