Ich Bin Laura

Liebe ehemalige Lehrer*innen

Es kann verunsichernd sein und Unbehagen auslösen, doch ist es etwas, was so viele Menschen kennen: sich fremd fühlen.

In jedem Abschnitt meiner schulischen Laufbahn wurde ich von euch mit meiner Migrationsgeschichte konfrontiert, immer und immer wieder dem Druck ausgesetzt, etwas zu sein, was ich nicht bin – nicht sein konnte, nie sein will.

«Wie, du sprichst nur Deutsch? Wieso wurdest du nicht zweisprachig erzogen?»

«Aber du hast doch einen italienischen Nachnamen, wieso sprichst du kein Italienisch?»

«Hä, was meinst du mit du fühlst dich auch als Italienerin? Du bist in der Schweiz geboren und mit Deutsch als Erstsprache aufgewachsen, also bist du Schweizerin.»

Dies sind nur einige der Kommentare, die ich mir regelmässig anhören musste, in all ihren Widersprüchen.

Stellt euch vor, wie sich das für mich angefühlt hat. Nur für einen Moment.

Ich bin keine Schweizerin, da mein Vater Italiener ist und einige Stereotype, die vor allem im südländischen Raum vertreten sind, zu mir passen. Aber ich bin auch keine Italienerin, da meine Mutter Schweizerin ist und ich genauso einigen Schweizer Stereotypen entspreche. Es ist lustig und traurig zugleich, welche Unsicherheit ihr in mir ausgelöst habt. Nur weil ihr denkt, dass ich aufgrund meiner Herkunft irgendwelche Vorstellungen erfüllen müsste.

Als junger Mensch begibt man sich auf die Reise nach der eigenen Identität, lernt sich selbst kennen und lieben. Doch was hätte ich lieben sollen? Meine vermeintliche Unvollständigkeit, die ihr mir zugeschrieben habt? Oder die Scham, die daraus resultierte, dass ich euren Anforderungen nie entsprechen konnte?

Gleichzeitig danke ich euch. Denn die Zerrissenheit, die seither in mir innewohnt, möchte ich nutzen, um andere zu schützen. Davor, unter dem konstanten Druck nicht zusammenzubrechen.

Die Schule sollte nämlich ein Ort sein, an dem die Kinder sich wohlfühlen. Weil sie sich selbst sein, miteinander und voneinander lernen können. Ein Ort, an dem ihre Migrationsgeschichte keine Rolle spielen sollte, ein Ort, wo sie unabhängig ihres Namens, ihrer Herkunft, ihrer Erstsprache gerechte Chancen erhalten.

Durch meine Erfahrungen weiss ich heute, wie ich nicht sein möchte, und behandle andere sorgfältiger: Ich frage meine Schüler*innen nicht, weshalb sie einen exotischen Namen haben. Ich versuche meinen Schüler*innen keine Stereotype zuzuschreiben. Ich möchte meine Schüler*innen nicht zu vermeintlichen Expert*innen machen und sie dadurch in der Klasse exponieren. Ich möchte sie darin bestärken, sich ihrer wunderschönen Vielfältigkeit bewusst zu werden.

Menschen sind einzigartige und komplexe Wesen, die unabhängig von ihrer Migrationsgeschichte Grosses schaffen können.

Also lasst uns zusammenstehen, mit all unseren Zugehörigkeiten, unseren Sprachen, unseren Namen und all dem, was uns zu dem macht, wer wir sind.

Ich bin Laura – Wer bist du?

Laura Spirito, angehende Lehrperson

Liebe ehemalige Lehrer*innen

Es kann verunsichernd sein und Unbehagen auslösen, doch ist es etwas, was so viele Menschen kennen: sich fremd fühlen.

In jedem Abschnitt meiner schulischen Laufbahn wurde ich von euch mit meiner Migrationsgeschichte konfrontiert, immer und immer wieder dem Druck ausgesetzt, etwas zu sein, was ich nicht bin – nicht sein konnte, nie sein will.

«Wie, du sprichst nur Deutsch? Wieso wurdest du nicht zweisprachig erzogen?»

«Aber du hast doch einen italienischen Nachnamen, wieso sprichst du kein Italienisch?»

«Hä, was meinst du mit du fühlst dich auch als Italienerin? Du bist in der Schweiz geboren und mit Deutsch als Erstsprache aufgewachsen, also bist du Schweizerin.»

Dies sind nur einige der Kommentare, die ich mir regelmässig anhören musste, in all ihren Widersprüchen.

Stellt euch vor, wie sich das für mich angefühlt hat. Nur für einen Moment.

Ich bin keine Schweizerin, da mein Vater Italiener ist und einige Stereotype, die vor allem im südländischen Raum vertreten sind, zu mir passen. Aber ich bin auch keine Italienerin, da meine Mutter Schweizerin ist und ich genauso einigen Schweizer Stereotypen entspreche. Es ist lustig und traurig zugleich, welche Unsicherheit ihr in mir ausgelöst habt. Nur weil ihr denkt, dass ich aufgrund meiner Herkunft irgendwelche Vorstellungen erfüllen müsste.

Als junger Mensch begibt man sich auf die Reise nach der eigenen Identität, lernt sich selbst kennen und lieben. Doch was hätte ich lieben sollen? Meine vermeintliche Unvollständigkeit, die ihr mir zugeschrieben habt? Oder die Scham, die daraus resultierte, dass ich euren Anforderungen nie entsprechen konnte?

Gleichzeitig danke ich euch. Denn die Zerrissenheit, die seither in mir innewohnt, möchte ich nutzen, um andere zu schützen. Davor, unter dem konstanten Druck nicht zusammenzubrechen.

Die Schule sollte nämlich ein Ort sein, an dem die Kinder sich wohlfühlen. Weil sie sich selbst sein, miteinander und voneinander lernen können. Ein Ort, an dem ihre Migrationsgeschichte keine Rolle spielen sollte, ein Ort, wo sie unabhängig ihres Namens, ihrer Herkunft, ihrer Erstsprache gerechte Chancen erhalten.

Durch meine Erfahrungen weiss ich heute, wie ich nicht sein möchte, und behandle andere sorgfältiger: Ich frage meine Schüler*innen nicht, weshalb sie einen exotischen Namen haben. Ich versuche meinen Schüler*innen keine Stereotype zuzuschreiben. Ich möchte meine Schüler*innen nicht zu vermeintlichen Expert*innen machen und sie dadurch in der Klasse exponieren. Ich möchte sie darin bestärken, sich ihrer wunderschönen Vielfältigkeit bewusst zu werden.

Menschen sind einzigartige und komplexe Wesen, die unabhängig von ihrer Migrationsgeschichte Grosses schaffen können.

Also lasst uns zusammenstehen, mit all unseren Zugehörigkeiten, unseren Sprachen, unseren Namen und all dem, was uns zu dem macht, wer wir sind.

Ich bin Laura – Wer bist du?

Laura Spirito, angehende Lehrperson

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